© J. Gillner

Geschichte

Antonius Corvinus, der Reformator Northeims
Die großen Männer der Reformation sind allgemein bekannt: Luther, Melanchthon, Calvin und Zwingli. Sie haben durch ihre theologische Arbeit für die Erneuerung der Kirche eingeleitet, deren Wirkungen sich heute in allen Konfessionen und Glaubensgemeinschaften zeigen. Viel zu wenig bekannt sind hingegen die Männer, die die Ideen der großen Reformatoren regional verwirklicht haben. Zu ihnen gehört Antonius Corvinus.

Er wurde 1501 zu Wartburg in Westfalen geboren. Sein ursprünglicher Name ist wahrscheinlich ,,Rabe“ gewesen. Nach der damaligen Gewohnheit ersetzte er ihn durch den lateinischen Ausdruck ,,Corvinus“ (von lat. corvus, Rabe). Anton Rabe erhielt seine wissenschaftliche Ausbildung zunächst in zwei niedersächsischen Klöstern: in Loccum bei Wunstorf und Riddagshausen bei Braunschweig. Von dort aus ging er nach Leipzig, um Theologie zu studieren. 1526 war er zeitweise in Marburg, wo damals die Gründung der ersten evangelischen Universität vorbereitet wurde.

Nach kurzer Tätigkeit in Goslar wurde er 1531 Pfarrer in Witzenhausen an der Werra. Von hier aus gewann er Einfluss auf die Reformation im südlichen Niedersachsen. Die großen Städte waren schon gegen den Willen vieler Fürsten evangelisch geworden (Göttingen 1529; Hannover 1532). Die zugehörigen Fürstentümer Grubenhagen und Calenberg standen aber genau wie die Stadt Northeim unter der strengen Aufsicht der Herzöge, so dass alle Versuche zur Reformation der Kirche und zur Besserung der sozialen Verhältnisse im Keim erstickt wurden.

Eine Frau, die Herzogin Elisabeth, ist es gewesen, die dem Evangelium im südlichen Niedersachsen den Weg gebahnt hat. Sie hatte ihre Residenz im Schloss zu Hannoversch-Münden, das noch heute auf jeden Besucher einen großartigen Eindruck macht. Dort empfing sie 1530 ihren Bruder, den Markgrafen Johann von Küstrin, der für sein offenes Eintreten für die Reformation bekannt war. Um dem Bruder eine Freude zu machen, aber auch um ihres eigenen Glaubens willen sorgte sie dafür, dass Corvinus zum ersten Male in Münden eine evangelische Predigt hielt. Weitere reformatorische Gottesdienste folgten in regelmäßigen Abständen. Das Volk im Lande begriff: Wir haben eine evangelische Herzogin!

Das gab auch den Northeimern, die seit Jahren einen mühevollen Kampf gegen die doppelte Vormundschaft des Herzogs und des Klosters St. Blasien geführt hatten, neuen Mut. Nicht die Kirche, sondern die Bürger der Stadt hatten seit 1570 den Bau der gewaltigen St. Sixti-Kirche ermöglicht. Dieser Bau ist ein sichtbares Zeiten dafür, dass die Bewohner Northeims die Aufsicht des Klosters ablehnten und sich ein eigenes kirchliches Zentrum schaffen wollten. Dass nun etwa gleichzeitig auch die reformatorische Bewegung in Northeim Fuß fasste, ist eine geschichtliche Fügung, die man nur mit Staunen und Dankbarkeit zur Kenntnis nehmen kann.

Im Februar 1539 kam Corvinus in Northeim an und hielt bald danach den ersten evangelischen Gottesdienst. Die Verhandlungen mit dem Rat und den Gilden führten schnell zum Ziel, so dass schon am 15. März 1539 eine evangelische Kirchenordnung für Northeim beschlossen werden konnte. Sie ordnet in ihrem ersten und umfangreichsten Teil die Gottesdienste. Der zweite Teil ist die Schulordnung, die praktisch bis 1919 in Geltung war. Im dritten Teil wird die Versorgung der Armen auf eine neue Grundlage gestellt, denn das mittelalterliche Bettelwesen war mit der neu erkannten christlichen Wahrheit nicht vereinbar.

Corvinus hat bald danach, 1540 in Pattensen bei Hannover mit den Landständen von Calenberg und Grubenhagen verhandelt, um auch auf dem Land die Reformation einzuführen. Mit Hilfe der Herzogin Elisabeth von Calenberg gelang es ihm, schrittweise die Umwandlung der mittelalterlichen Kirche voranzutreiben. Durch Visitationen in den Gemeinden, durch Briefe und Schriften sorgte er dafür, dass die deutsche Bibel und die neu entstehenden evangelischen Lieder überall bekannt wurden.

Ab 1540 war Corvinus praktisch der ,,Bischof“ im südlichen Niedersachsen, bezeichnete sich aber im Gegensatz zu den damals regierenden päpstlich gesonnenen Bischöfen als ,,Superintendent“.

Der Gegenschlag gegen das aufblühende Reformationswerk konnte nicht ausbleiben: 1549 ließen die dem Kaiser ergebenen Fürsten Corvinus verhaften; Elisabeth hatte nicht die Macht, ihn zu schützen. Bis zum 21. Oktober 1552 schmachtete der treue Lehrer und Bekenner in den Verließen der Festung Calenberg. Als er freigelassen wurde, brachte man ihn als kranken Mann nach Hannover. Er starb dort am 5. April 1553 und liegt im Chorraum der Marktkirche in Hannover begraben.

In jungen Jahren hatte er sich als Losung gewählt: Spes mea Christus – ,,Meine Hoffnung ist Christus“. Diese Hoffnung ermöglichte es ihm, fleißig für die Kirche zu arbeiten. Sie trug ihn auch durch innere Kämpfe und bittere Leiden hindurch, wie Christus es verheißen hat: Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben (Off 2,10). Die Krone auf dem Turm unserer Kirche erinnert an den Mann, der uns bekennend und leidend vorangegangen ist. Sie macht uns Mut, unserem Herrn Jesus Christus auf dem gleichen Wege zu folgen.

Kirchliche Struktur im Nordbezirk von Northeim

Das Stadtgebiet nördlich der Rhume gehörte seit alters her zur St. Sixti-Kirche. Es war für die Gemeindeglieder immer ein langer, bei schlechtem Wetter auch ein beschwerlicher Weg bis zur Hauptkirche oder gar bis zum Gemeindehaus in der Teichstraße.

Eine Außenstelle der St. Sixti-Kirche bestand allerdings schon seit dem Mittelalter in unserem Bezirk: Die Kapelle St. Georg am Siechenhaus am Fachbergsweg zwischen Seesener Landstraße und Rhume. Das alte Stift diente ursprünglich zur Aufnahme von Lepra- oder Pestkranken und ist jetzt eine bescheidene Unterkunft für alte Leute, die noch selber wirtschaften können.
Gottesdienste wurden früher in regelmäßigen Abständen dort gefeiert. Nachdem die Kapelle im Kriege beschädigt worden ist, konnte sie nicht wieder in Gebrauch genommen werden, was manche ältere Bewohner in der Umgebung sehr bedauerten.
Nach 1945 begann die Bevölkerungszahl im Nordbezirk erheblich anzusteigen. Deshalb sorgte der damalige Pastor Holze dafür, dass an der Schumannstraße die Corvinuskapelle gebaut wurde. 1952 eingeweiht wurde sie ein erster fester Punkt, an dem sich das Gemeindeleben sammeln konnte.
Durch die Kapelle ist der Name ,,Corvinus" zu einem festen Begriff für unsere Gemeinde geworden.
Seit 1957 wurden regelmäßig Gottesdienste für Erwachsene und für Kinder hier gefeiert. Ferner diente die Kapelle als Unterrichtsraum. Auch Jugendgruppen sowie der Kirchen- und Posaunenchor hatten hier einen neuen Treffpunkt.
1969 wurde die Kapelle, weil ihre Erhaltung zu teuer wurde, abgetragen. Alle brauchbaren Teile wurden nach Lutterhausen bei Hardegsen gebracht und dort zum Bau einer geräumigen Friedhofskapelle verwendet. Die einstige Corvinuskapelle ist also nicht verlorengegangen, sondern dient nun einer anderen Gemeinde als Stätte, wo man Gottes Wort hören und seinen Trost empfangen kann.

Der Weg zur Verselbständigung des Nordbezirkes war durch den Bau der Kapelle eingeleitet. Der nächste Schritt war der Bau des Pfarrhauses, das 1960 bezogen wurde. Das Haus bot mit seinem großen Wohnzimmer einen Treffpunkt für Gemeindekreise, wie er für die am 1. Januar 1961 selbständig gewordene Gemeinde erwünscht ist.

Beim Bau des Pfarrhauses ist ein Gesamtplan aufgestellt worden, nach dem dann im Laufe der Jahre alle Anlagen gebaut werden sollten, die für die Kirchengemeinde nötig sind. Obwohl an diesem Plan mehrfach geändert werden musste, hat sich das Prinzip bewährt: Kirche, Gemeindesaal, Kindergarten, Pfarrhaus und Wohnungen – alles auf einem Grundstück als ,,Gemeindezentrum" zu bauen. Der Kindergarten, 1963 eröffnet bietet Platz für 60 Kinder in 3 Gruppen. Im Sommerhalbjahr steht ein großer Spielplatz zur Verfügung. Im Winter können die geräumigen Flure mitbenutzt werden. Für die Angestellten sind im Gebäude zwei kleine Wohnungen vorhanden, so dass es bisher möglich war, die Betreuung der Gruppen ordnungsgemäß durchzuführen.

Die Corvinus-Kapelle

Im Norden der Stadt Northeim beiderseits der Einbecker Landstraße, hat sich in den letzten Jahrzehnten eine Stadtrandsiedlung entwickelt, die schon 1950 auf etwa 2000 Seelen geschätzt wurde. Hier entstand ein neuer Stadtteil, in dem eine rege Bautätigkeit herrschte. In bedeutendem Maße sind es die Vertriebenen aus dem Osten, die sich aus den vollgedrängten Wohnhäusern des Stadtkerns hinaus sehnen, in dem neuen Stadtteil ein Grundstück erwerben und ein Haus errichten.

Weil die kirchliche Betreuung der hier wohnenden Mitglieder der St. Sixti-Kirchengemeinde weitab von der St. Sixti-Kirche mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden war, beschloss der Kirchenvorstand im Frühjahr 1951, in diesem neuen Stadtteil eine Kapelle mit etwa 150 Sitzplätzen zu erbauen. Als Bauplatz wurde ein kircheneigenes Feld an der Schumannstraße in Größe von 1400 qm inmitten der Siedlung nördlich der Einbecker Landstraße gewählt.

Weil diese Landstraße, die Bundesstraße 3, sehr verkehrsreich und geräuschvoll ist, wurde zwischen Straße und Kapelle ein Abstand von 60 Schritten gehalten. Nachdem die Finanzierung des Neubaus gesichert war, wurde das Northeimer Baugeschäft Gebr. Frankenberg im November 1951 mit der Ausführung des Baus beauftragt. Im Juni 1952 konnte die Kirchengemeinde die Kapelle schlüsselfertig übernehmen. Am Erntedankfest am 5. Oktober 1952 wurde sie feierlich durch Landessuperintendent Wiebe, Northeim, eingeweiht und ihr die Bezeichnung „Corvinus-Kapelle“ gegeben. 

Im Anschluss an die Einweihungsfeier wurde von Pastor Holze die erste Kindtaufe in der Kapelle vorgenommen. Täufling war Erika Meyer, Einbecker Landstraße 62. 
Die Kapelle war im Äußeren schlicht, aber durchaus würdig hergestellt. Hellgrauer Wandputz überzog den einstöckigen Backsteinbau. Über der äußeren Eingangstür hing ein großes Kreuz aus Eichenholz. Das Innere war ebenfalls schlicht gehalten. Wände und Decke hatten einen weißen Anstrich. Sechs große und drei kleine Fenster, die mit gelben und klaren Scheiben im Wechsel verglast waren, gaben dem Raum ein angenehmes Licht. Der Raum war 9 m lang und 7,50 m breit. Als Fußbodenbelag wurden schwarze Fliesen gewählt. Zwei herabhängende Decken- und zwei Wandleuchter konnten als künstliche Beleuchtung eingeschaltet werden. Zur Erwärmung diente ein großer eiserner Ofen.
In die Ostwand war eine geräumige Altarnische eingebaut, in der ein einfacher Tisch stand, auf dem eine Bibel lag und zwei dreiarmige Standleuchter mit Kerzen standen. Über dem Tisch an der Wand hing ein mittelgroßes Kruzifix und in der Südostecke des Raumes stand ein gutgebautes Pult, das einstweilen als Kanzel benutzt wurde.

Zur Begleitung des Gemeindegesangs wurde ein Harmonium angeschafft. 50 bequeme Stühle und sechs einfache Bänke boten insgesamt 80 Sitzplätze. Zur Aufstellung weiterer Stühle war aber noch genügend Platz vorhanden. Eine schmale Tür in der Nordwand führte in die Sakristei.

Die Kosten für den Neubau und seine Inneneinrichtung betrugen etwa 22 000 Deutsche Mark. Der gesamte Bau war so entworfen und ausgeführt, dass er in späteren Jahren ostwärts ausgedehnt werden konnte, wenn eine Vergrößerung notwendig gewesen wäre.

In dem kleinen Glockenturm auf der Kapelle hing eine im Jahre 1821 von Starke zu Ölmütz gegossene bronzene Glocke, die aus dem Kreise Teschen (Oberschi) stammt und zum Einschmelzen für Kriegszwecke nach Hamburg abgeliefert war. Das Kriegsende hat 1945 die Zerstörung der Glocke verhindert; jedoch wurde ihre Beförderung in die Heimatkirche durch die Abschließung Deutschlands gegen Osten unmöglich gemacht. Ihr fehlt fast jeder Schmuck und sie hat keinerlei Inschriften. Mit einem Durchmesser von 49 cm wiegt sie 40 kg und weist den Schlagton g" plus 8 Sechzehntel Halbton auf. Es handelt sich um eine Leihglocke (Patenglocke), die der Kirchengemeinde St. Sixti von der Transportkommission für die Rückführung der Kirchenglocken zu Hamburg ausgeliehen wurde.
Grundsteinlegung der Kirche
Der Grundstein zur Kirche wurde am 12. Juni 1964 gelegt. Eingemauert wurde folgende Urkunde:
Im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes beginnen wir den Bau der Corvinuskirche. Sie soll nach Gottes Willen eine Stätte werden, an der vielen Menschen die guten Gaben Gottes geschenkt werden: Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist (Römerbrief 14,17).Zugleich soll sie die Bewohner dieser Stadt an den Mann erinnern, der ihr die reine Lehre des Evangeliums und die rechte Ordnung der christlichen Liebe gebracht hat. Das Beispiel des Glaubens und der Geduld, das er uns gegeben hat, möge durch die Kraft des Heiligen Geistes fortwirken und vielen zum Segen werden.

Die Kirche, nach den Plänen des Architekten Steinborn aus Hildesheim, erbaut, passt sich in ihrer Form den Siedlungshäusern in der Umgebung an – Gottes Haus mitten zwischen den Häusern der Menschen.
Das nach außen unauffällige Gebäude überrascht im Inneren durch seine Helligkeit und die Weite des Raumes. Die herkömmliche Form des länglichen Rechtecks ist erweitert durch ein Seitenschiff an der Nordseite, in dem auch das Taufbecken steht. Gegenüber, an der Südwand, ist ein kleinerer Ausbau, in dem die Empore unregelmäßig, aber harmonisch zum Abschluss kommt. Die hellen Wände reflektieren das Licht, das durch ein neunteiliges Fenster im Süden und ein großes Westfenster einfällt. Vor dem Besucher liegen von links nach rechts Taufstein, Kanzel, Altar und der Platz des Chores, so dass etwa ein Halbkreis entsteht. Altarraum und Kirchenschiff schließen sich zu einem Kreis zusammen, in dem Christus unsichtbar, aber spürbar die Mitte ist.
Die Entwicklung des Gemeindelebens seit der Einweihung der Kirche am 27. März 1966 drang darauf hin, dass neben den Gottesdiensten Gemeindeveranstaltungen stattfinden, die der Geselligkeit, der Information und der Diskussion dienen. Für diese wurde der Bau eines Gemeindesaales samt Nebenräumen geplant. Er entstand vor dem Kindergarten an der Schumannstraße und gab dem Gebäudeensemble einen eindrucksvollen Abschluss. Geistliches und Weltliches, das Gebet zu Gott und der Dienst am Nächsten sollen sich in unserem Gemeindezentrum verbinden und damit ein „Lebenszentrum“ für den ganzen Stadtteil bilden.
Kirchturm, Uhr und Glocken
Als die Kirche eingeweiht wurde, war noch kein Turm vorhanden. Er wurde 1968/69 nach Plänen des landeskirchlichen Bauamtes hinzugefügt. Der schlanke, 19 Meter hohe Turm bildet einen wirksamen architektonischen Gegensatz zu dem breit hingelagerten Kirchengebäude. Über den Dächern der Siedlung strebt er fröhlich in die Höhe; die Krone über seinem gefalteten Dach ist ein leuchtendes Zeichen der ewigen Welt Gottes.

Die Uhr zeigt nach allen Seiten Zeit und Stunde. Mit ihrem Schlagwerk ist eine kleine Glocke aus Oberschlesien verbunden, die 1821 von Stanke in Olmütz gegossen wurde und bis 1945 im Kreise Teschen geläutet hat. Sie fand sich am Ende des Krieges mit anderen geraubten Glocken in einem Schrottlager im Hamburger Hafen und wurde dann von den Engländern unserer Gemeinde zu treuen Händen übergeben. Sie erinnert mit jeder Viertelstunde an Unrecht und Gewalttat des Krieges, zugleich aber auch daran, dass Gott in diesen Jahren Menschen aus dem Untergang gerettet hat.

Die drei großen Glocken wurden am 3. Juni 1969 bei Schilling in Heidelberg gegossen und am 7. September 1969 geweiht. Die erste Glocke ist besonders für den Beginn der großen Gottesdienste an Sonn- und Festtagen bestimmt. Sie hat den Ton a', wiegt 660 kg und trägt als Inschrift das Wort Christi: Ich bin die Auferstehung und das Leben (Joh 11,25). Sie läutet auch, wenn ein Mitglied der Gemeinde zur letzten Ruhe bestattet wird. Sie wird auch täglich um 8, 12 und 18 Uhr als Betglocke angeschlagen. Sie erinnert auf diese Weise daran, dass der auferstandene Christus Herr über alle Zeit und Stunden ist.

Die mittlere, die Hochzeitsglocke, gibt den Ton b' und wiegt 590 kg. Sie lässt das Wort des Apostels Paulus erklingen: Freuet euch in dem Herrn allezeit (Phil 4,4).

Die dritte Glocke hat den Ton c", wiegt 450 kg und trägt die Inschrift: Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe (Eph 4,5). Sie läutet zu den Taufen, zusammen mit der zweiten Glocke zu Wochengottesdiensten und Abendveranstaltungen in der Kirche. Ihre Inschrift erinnert daran, dass Christus in allen Konfessionen und Glaubensgemeinschaften am Werk ist. Im Zeitalter der Ökumene sind wir verpflichtet, alte Gegensätze zu überwinden und von den Erfahrungen anderer Christen zu lernen.

Taufe, Kanzel und Altar

Jedem Besucher fällt sogleich das runde Buntglasfenster am Taufbecken auf. Es stellt Jonas Rettung aus dem großen Fisch dar (Jona 2). Jona, so erzählt das Alte Testament, sollte als Bote Gottes in die große gottlose Stadt Ninive gehen und ihr den Untergang ankündigen. Diesem Auftrag entzog sich der Prophet durch die Flucht über die See, weit weg in ein anderes Land. Dabei erleidet er Schiffbruch und wird von einem großen Fisch verschlungen. 
Das Jonafenster stellt den Wendepunkt in der Geschichte Jonas dar. Der Mann, der keinen Glauben und keine Zukunft mehr hatte, wird aus Angst und Tod gerettet. Der Machtlose, der sich selbst nicht helfen kann, darf den ersten Schritt in die Freiheit tun. Jesus nennt Jona ein Zeichen, ein Beispiel für das, was Gott an den Menschen tun kann (Mt 12,39; Lk 11,29). Er selbst ist mehr als Jona. An ihm ist Untergang und Errettung im letzten und endgültigen Sinne geschehen. Jesus lebt wie kein anderer nicht aus sich selber heraus, sondern weiß sich im Leben und im Sterben ganz auf Gott angewiesen. Wer getauft ist, gehört zu Jesus, und ihm ist der gleiche, für Menschen sonst unzugängliche Standpunkt angewiesen: Nichts mehr aus sich selber, aber alles durch die Gnade Gottes.
Unterhalb des Jonafensters verdient der Taufstein Beachtung. Er ist aus Beton gegossen und markiert das Einmalige und Endgültige der Taufe. Die Taufschale ist aus Bronze gegossen, narbig und rau wie die Erde, auf der wir leben. Umso lieblicher und freundlicher sieht darin das Taufwasser aus – ein Sinnbild des Lebens und der Reinheit, wie sie uns durch die Taufe geschenkt werden.

Beherrschend im Blickpunkt der Kirche steht der Altar mit dem Kruzifix und den Leuchtern. Im Bilde des gekreuzigten Christus sind Schmerzen und Leiden zu erkennen, deren Tiefe wir nicht ermessen können. Aber auch in der letzten Verlassenheit verschließt er sich nicht in sich selbst, seine Hände bleiben einladend ausgestreckt. Wie in seinem Leben, so ist er auch in seinem Sterben auf der Suche nach uns.

Über dem Altar erscheint Christus in einer neuen, verwandelten Gestalt. Unten an der Bildtafel ist die Erde zu erkennen, Grundrisse von Häusern, die die Menschen gebaut haben, Gräben und Grenzen, die Menschen gezogen haben, Trümmerhaufen, die Menschen verschuldet haben. Über der vom Tod gezeichneten Erde erhebt sich der auferstandene Christus. Seine segnenden Arme sind eins mit dem Himmel, der in Kreisen und Spiralen angedeutet ist. Das Osterbild ist aber zugleich auch ein Pfingstbild: Vom Himmel her dringen Ströme des Lichtes und des Lebens auf die Erde ein und machen sie zu der Stätte, wo trotz
aller Anfechtung schon der Friede Gottes zu erfahren ist. Genau wie in den Berichten des Neuen Testaments und in manchen Bildwerken der Alten Kirche hat unser Künstler, Michael Helge Breig aus Hannover, die Auferstehung Christi und die Sendung des Heiligen Geistes als ein zusammenhängendes Ereignis dargestellt. Für den Prediger und für die hörende Gemeinde ist dies Bildwerk eine ständige Mahnung, die Stationen Christi als ein großes Ganzes zu erfassen, in das auch wir Menschen bis heute eingeschlossen sind.
Der gleiche vielseitige Künstler hat für unsere Kirche auch die Fenster entworfen. Außerdem steht über der Haupttür der Kirche, aus Beton geformt, das Lamm Gottes. Wer durch diese Tür geht, darf wissen, dass Christus mit der Hingabe seines Lebens für ihn die Vergebung seiner Sünden erworben hat und dass der Mensch hier vor Gott Frieden finden kann.

Auszug aus dem Prospekt „Unser Sultmer“ von 1984
(Von Claus Drögemüller)

„Das Land zwischen Rhume und Sultmerberg ist ein altes Siedlungsgebiet. Bei Ausschachtungsarbeiten für die Kirche wurden in 3,80 Meter Tiefe, Siedlungsreste aus dem 2. Jahrhundert nach Christus gefunden. Und oberhalb der Brahmsstraße erkennt man im Wald noch die Terrassenäcker eines mittelalterlichen Dorfes. Über die Geschichte der Bergmühle und die Bedeutung der beiden Galgenlöcher haben Heimatfreunde mehrfach berichtet. Auch die alte Kapelle „St. Georg“ hinter dem Siechenhaus diente im Lauf der Jahrhunderte verschiedenen wichtigen Zwecken für die ganze Stadt Northeim.

Auf diesem geschichtlichen Boden entstand seit 1934 die Siedlung. Durch Pastor Holze wurde hier 1952 die Corvinuskapelle gegründet. Ihren Namen trug sie zur Erinnerung an Antonius Corvinus, der 1539 zusammen mit dem Rat der Stadt den Gottesdienst, das Schulwesen und die Armenfürsorge im Sinne der Reformation ordnete. Die Kapelle, an der Stelle des heutigen Gemeindehauses, wurde zunächst bei besonderen Anlässen, dann ab 1957 regelmäßig benutzt und ist den älteren Gemeindegliedern noch in lieber Erinnerung.

Mit dem Wachstum der Siedlung entstand der Wunsch, am Sultmer einen eigenen Mittelpunkt des kirchlichen Lebens einzurichten. Nach anfänglichem Zögern stimmte die Kirchenleitung zu. Und so konnten in rascher Folge die Anlagen gebaut werden, die heute das Corvinus-Gemeindezentrum bilden: 1960 das Pfarrhaus, 1963 der Kindergarten, 1966 die Kirche und 1975 das Gemeindehaus. 

Neben den vielfältigen kulturellen Veranstaltungen in der Innenstadt sehen wir unsere Aufgabe darin, den Bewohnern am Sultmer Angebote zu machen, die ihren Vorstellungen entsprechen und eine Hilfe für die Entwicklung des Familienlebens sein können. 

Diese Hinweise mögen genügen. Bei 3500 (Stand 1970) [1764; Stand 2017] Gemeindegliedern ereignet sich viel Freude und Leid. Das Arbeitsfeld der Kirche am Sultmer ist unübersehbar groß. Wir stehen noch ganz am Anfang; was ist eine Generation im Leben der Kirche? Vielleicht ist hier der Vergleich mit einem Garten angebracht: Es kommt darauf an, den Boden zu lockern und gute Saat zu säen – dann wird auch etwas wachsen.“

Pastorinnen und Pastoren der Corvinusgemeinde

Pastor Claus Drögemüller
01. Januar 1960 bis 31. Januar 1987

 Vakanz
01. Februar 1987 bis 31. August 1988
Pastor Rudi Onischke
01. September 1988 bis 31. März 1991

Vakanz
01. April 1991 bis 31. Januar 1992
Pastorin Ulrike Wackerbarth
01. Februar 1992 bis 31. Mai 2000
Pastor Dieter Wackerbarth
01. Februar 1992 bis 31. Mai 2000

Vakanz
01. Juni 2000 bis 31. Oktober 2000

 
Pastor Michael Groh
01. November 2000 bis 31. März 2017

Vakanz
01. April 2017 bis 30. September 2017

 
Quelle: Privat
Pastor Dr. Jens Gillner
ab 01. Oktober 2017


Die Chronik im Überblick

03.09.1952
Der Kirchenvorstand der St. Sixti-Gemeinde beschließt den Bau einer neuen Kapelle an der Schumannstraße und ihr in Würdigung der historischen Bedeutung des südhannoverschen Reformators Corvinus den Namen Corvinus-Kapelle zu geben.
05.10.1952
Am Erntedankfest 1952 wurde die erste Kapelle feierlich durch Landessuperintendent Wiebe eingeweiht. Im Anschluss an die Einweihungsfeier wurde von Pastor Holze die erste Kindtaufe in der Kapelle vorgenommen. Täufling war Erika Meyer, Einbecker Landstraße 62.
1953
wohnten bereits ca. 1300 Gemeindemitglieder im Gebiet der jetzigen Corvinus-Gemeinde.
1957
wurde an St. Sixti eine vierte Pfarrstelle eingerichtet und der Stelleninhaber Pastor Claus Drögemüller mit der Betreuung der jetzigen Corvinus-Gemeinde betraut. Von da an fanden regelmäßig Gottesdienste in der Corvinus-Kapelle statt. Der Weg zur Verselbstständigung der Gemeinde setzte sich 1959 mit der Einrichtung eines eigenen Stimmbezirkes zur Wahl des Kirchenvorstandes von St. Sixti fort.
1960
Der nächste Schritt war der Bau des Pfarrhauses im Ottilienweg.
01.01.1961
Am 1. Januar 1961 war es soweit: Die Corvinus-Gemeinde wurde selbstständig. Das Landeskirchenamt ernannte Pastor Claus Drögemüller zum ersten Pastor an Corvinus.
12.11.1962
Grundsteinlegung für den Kindergarten.
12.06.1964
Der Grundstein für die heutige Corvinuskirche wurde gelegt und der Kindergarten offiziell eröffnet.
27.03.1966
Einweihung der heutigen Corvinuskirche. Am Anfang bestand noch kein Glockenturm. Die alte Kapelle diente fortan als Gemeindesaal, bis sie 1969 abgebrochen und der Gemeinde Lutterhausen als Friedhofskapelle zur Verfügung gestellt wurde.
16.04.1967
Orgelweihe
1968-1969
Glockenturmbau
07.09.1969
Die drei großen Glocken wurden am 3. Juni 1969 bei Schilling in Heidelberg gegossen und am 7. September 1969 geweiht.
1972-1974
Planung des Gemeindehauses. Gebaut wurde es in den Jahren 1974–1975.
21.09.1975
Die Einweihung des Gemeindehauses
1987
Renovierung des Pfarrhauses und Anbau eines Pfarrbüros
1998-2000
Umbau und Renovierung des Kindergartens
2009-2010
Erweiterung des Kindergartens um eine Krippengruppe
2010-2011
Erneuerung des Kirchendaches, neue Kirchenheizung.Im Pfarrhaus Wärmedämmung, Gasheizung und Fenstererneuerung. Im Gemeindehaus neue Fenster, neue Gasheizung und Wärmedämmung im Dach.
2018
Renovierung des Kircheneingangsbereich und Innenanstrich der Kirche
2019
Restaurierung und Wiederinstandsetzung der Janke-Orgel